So langsam kommt doch etwas Weihnachtsstimmung hier auf! In
den letzten beiden Wochen hat sich das Stadtbild Dilis doch ganz schön
verändert. Es wurden an mehreren Plätzen Metallgerüste geschweißt und zuerst
wusste ich überhaupt nicht, was das mal werden soll. Doch mittlerweile sind
diese kegelförmigen Gerüste fertig und wurden mit grünen Tüchern und
anschließend mit verschiedenen Dekorationen verziert. Das sind Weihnachtsbäume!
Die meisten sind mit vielen kitschigen bunt blinkenden Lichterketten und
Weihnachtskugeln oder Lamettaschlangen verziert und sind auch ziemlich groß,
zeigen jedoch, dass Weihnachten nicht mehr weit ist.
Auch an vielen Häusern wurden bunte und blinkende Lichterketten angebracht oder
weihnachtliche Bilder an die Türen und Fenster gehängt. Dabei frage ich mich aber, ob sich
die Menschen hier einen Weihnachtsmann wirklich mit Schlitten im Schnee
vorstellen können. Insgesamt ist die Weihnachtsdekoration aber aus deutscher Sicht sehr geschmacklos und kitschig.
Eine sehr schöne Tradition lässt sich an ganz vielen Orten in meinem Viertel und der ganzen Stadt sehen. Überall wurden kleine eingezäunte Unterstände aus Holz, Stöcken, Ästen und mit Palmblättern bedeckten Dächlein gebaut. Auch hier mein erster Gedanke: was wird denn das?? Es ist als Unterstand oder Hütte für einen Menschen ziemlich klein und der Gartenzaun ziemlich niedrig. Ein paar Tage später hat sich aber auch hier gezeigt, was es ist: fast lebensgroße Weihnachtskrippen! Die Figuren sind meistens nach dem Prinzip einer Vogelscheuche gebaut und Kamele, Kühe und Pferde stehen und liegen im eingezäunten Gärtchen. In den kleinen Hütten stehen Maria und Josef um die Krippe mit dem Baby und meistens sind auch die drei Heiligen Könige dabei. In solch einer Krippe steckt tagelange Mühe und Arbeit und viele davon sind sehr detailreich gebaut, manche aber auch etwas zu kitschig für meinen Geschmack. Nachts sind die meisten Krippen mit bunten Lichterketten geschmückt und leuchten schon von weitem. Wenn ich die Straße entlang gehe, sehe ich in viele Gärten und Hinterhöfen solche Krippen und empfinde das als eine wirklich schöne Tradition!
Heute Vormittag haben wir hier im Orphanato den Weihnachtsschmuck vom Dachboden
geholt und auch hier ein wenig Weihnachtsstimmung verbreitet. Mit meiner
Mitfreiwilligen Christine aus Atambua (Indonesien), welche nun für einige Zeit
bei mir ist (dazu aber später) habe ich die Krippe in der Kapelle aufgebaut.
Das viele Lametta sagte uns zwar überhaupt nicht zu, wir machten aber das Beste
daraus. Leider gefiel den Schwestern unser Ergebnis nicht besonders und
gestalten die Krippe gerade noch einmal nach ihren Vorstellungen neu. Uns hat
eben niemand gesagt, wie die allgemeine Vorstellung davon hier ist. Nun haben
die Schwestern aus Zeitungspapierkugeln eine Art Höhle gefertigt. Maria und
Josef sind allerdings noch nicht eingezogen!
Unser Werk:
Nach der Umgestaltung
(sie ist aber noch nicht perfekt, ein bisschen Blingbling fehlt nämlich noch!)
(sie ist aber noch nicht perfekt, ein bisschen Blingbling fehlt nämlich noch!)
Mit den Kindern flöte ich nun täglich "Freue dich Welt" und "Stille Nacht, heilige Nacht". Die Melodie des zweiten Liedes gibt es allerdings auch im Tetum-Gesangbuch, der Text entspricht hier aber keinem Weihnachtslied. Meistens hört man dann doch die englischen Weihnachtsklassiker, wenn man durch die Straßen geht. Auf Deutsch singe ich mit den Kindern "Alle Jahre wieder", mittlerweile sogar zweistimmig und die Kinder bekommen das richtig gut hin mit der unbekannten Sprache! Manche können sogar die Melodie bereits auf der Blockflöte.
Wie
schon erwähnt, habe ich im Moment Besuch aus Indonesien. Im Projekt in Atambua,
das ist im indonesischen Westteil der Insel Timor, leben für ein Jahr Christine
und Stefan. Sehr kompliziert und umständlich müssen sie jeden Monat ihr Visum
verlängern lassen. Allerdings hat sich nun das Amt geweigert, das Visum erneut
zu verlängern und so mussten die beiden ausreisen. Die Grenze zu Osttimor liegt
nur ungefähr eine Autostunde entfernt und so sind die beiden letzte Woche
Montag bei mir im Projekt angekommen. Die Wiedersehensfreude war groß und
endlich kamen nun auch die lang ersehnten Pakete aus Deutschland bis nach Dili
(habe ich schon erwähnt, dass es in Timor-Leste keine Post gibt?). Mit Christine habe ich am Montag ein kleines Adventskaffee veranstaltet mit den Leckereien aus den Päckchen: Stollen von Mama, Lebkuchen, Spekulatius, Apfelringe und die selbst gebackenen Kekse.
Letzten Mittwoch bin ich dann mit einer Schwester, die Lehrerin für Religion an einer Senior Highschool (SMA) ist, und ihrer Klasse an den Strand unterhalb der Cristo Rei gefahren. Dies war ein Ausflug zum Schuljahresabschluss und war wirklich schön. Die Schüler der Schwester sind ungefähr in meinem Alter und so konnte ich mich gut mit ihnen unterhalten. Auf der Ladefläche eines Kipplasters, wie sie oft zum Personentransport innerhalb des Landes verwendet werden, fuhren wir alle gemeinsam zum Strand. Dort wurden zuerst einige Spiele am Strand gespielt und anschließend aßen wir den mitgebrachten Reis mit Fleisch und Gemüse. Auch zur Cristo Rei stiegen wir hinauf und badeten anschließend noch im Meer, bevor ich mit dem Roller heimgefahren wurde. Im Orphanato angekommen empfingen mich noch ein paar bekannte Gesichter mehr: Lisa und Sophia aus Viqueque, die für ein paar Tage nach Dili kamen. So war unsere Timortruppe komplett und uns standen ein paar schöne gemeinsame Tage bevor.
Auch meine Querflöte hatte ich dabei
Donnertstags machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Strand unterhalb der Cristo Rei. Zuvor kauften wir im Supermarkt noch für das Mittagessen und am Strand einige Früchte ein und fuhren mit dem Taxi das letzte Stück zum Strand. Wir genossen den Tag mit dem super leckeren Obst, der tollen Aussicht von der Statue aus und dem erfrischenden Meer und als kleine Überraschung hatte Lisa für jeden von uns eine Weihnachtsmannmütze gekauft. Darum mussten auch ein paar weihnachtliche Bilder geschossen werden.
Heim ging es mit dem Kipplaster
Freitags schickte ich meine deutschen Freunde zum Einkaufen, denn ich hatte einiges geheimes zu erledigen. Am nächsten Tag stand Lisas Geburtstag bevor und so stand ich in der Küche und kreierte einen Apfel-Streusel-Kuchen. Er gelang erstaunlich gut, auch wenn mich unser „Ofen“ jedes Mal vor neue Probleme stellt. Nachmittags musste ich noch schnell zum Hafen, denn meine Überraschung für den Samstag war ein Besuch der Insel Atauro mit der Fähre.
Samstag, der
große Tag der Überraschung. Leider habe ich mich am Vorabend gegenüber Christine und
Lisa verplappert, als ich mich bei ihnen in Rage geredet und absolut nichts
dabei gedacht habe, aber zumindest für Sophia und Stefan war der Tag eine
Überraschung bis wir den Hafen erreichten und ich das Rätsel auflöste. Um 7.00
Uhr legte unser Schiff ab, jedoch schon um 5.00 Uhr mussten wir an Bord sein.
So marschierten wir um 4.00 Uhr durch die Dunkelheit der Stadtteile bis zum
Hafen. Dem Schiff angekommen ergatterten wir einen Sitzplatz in einem strak
klimatisierten Raum und froren auf der ganzen Fahrt ziemlich in unseren Pullis
und Regenjacken. Gegen 9.30 Uhr erreichten wir die ungefähr 30km nördlich von Dili
gelegene Insel, die eine der beiden Inseln Timor-Lestes ist und auch Teil des
Distrikt Dilis gehört.
Nach der kalten Hinfahrt von der schwülen Hitze erschlagen bahnten wir uns einen Weg runter vom Schiff durch Transporter, unzählige Kisten, Säcke mit Reis, Gemüse und anderen Dingen, Hühnern, Ziegen und vor allem ganz viele Menschen. Die vielen alltäglichen Dinge müssen immer mit dem Schiff auf die Insel gebracht werden, da nur das wenigste dort wirklich selbst angebaut und hergestellt wird. Die Rückfahrttickets ließen sich erst gegen später kaufen und so schlenderten wir über den traditionellen Fischmarkt am Hafen, kauften leckere Ananas, Maracujas, Guavas und Granatäpfel an kleinen Obstständen und setzten uns entspannt an den Strand mit einem wunderschönen Blick auf die Berge und das klare türkise Wasser. Wir hatten ja ein Geburtstagskind dabei und so wurde endlich der Kuchen und die Kerzen ausgepackt, die Geschenke übergeben, gesungen und das zuvor gekaufte und sehr leckere Obst gegessen.
Nach der kalten Hinfahrt von der schwülen Hitze erschlagen bahnten wir uns einen Weg runter vom Schiff durch Transporter, unzählige Kisten, Säcke mit Reis, Gemüse und anderen Dingen, Hühnern, Ziegen und vor allem ganz viele Menschen. Die vielen alltäglichen Dinge müssen immer mit dem Schiff auf die Insel gebracht werden, da nur das wenigste dort wirklich selbst angebaut und hergestellt wird. Die Rückfahrttickets ließen sich erst gegen später kaufen und so schlenderten wir über den traditionellen Fischmarkt am Hafen, kauften leckere Ananas, Maracujas, Guavas und Granatäpfel an kleinen Obstständen und setzten uns entspannt an den Strand mit einem wunderschönen Blick auf die Berge und das klare türkise Wasser. Wir hatten ja ein Geburtstagskind dabei und so wurde endlich der Kuchen und die Kerzen ausgepackt, die Geschenke übergeben, gesungen und das zuvor gekaufte und sehr leckere Obst gegessen.
Anschließend
besorgten wir die Ticktets für die Rückfahrt und erkundigten uns, wie man denn
zu den beiden lohnenswerten Läden der Insel kommen kann. Mit dem Tuk Tuk ließen
wir uns in die kleine Stadt fahren und kauften im Kettenladen und Puppenladen
schöne handgemachte Andenken und Mitbringsel aus Atauro und da die Zeit leider
drängte mussten wir ziemlich schnell wieder zurück zum Hafen. Der Plan war noch
auf dem Fischmarkt zu Mittag zu essen, aber der war leider schon komplett
ausverkauft. Einzig fünf Kokosnüsse konnten wir kaufen und öffnen lassen. Zum
Trinken war dann aber doch keine Zeit mehr, das verschoben wir auf die
Rückfahrt mit dem Schiff, zu dem wir uns auf den Weg machten. Auch das von mir
geplante Baden im traumhaft schönen Meer musste aus Zeitmangel leider
weggelassen werden.
Der Aufenthalt auf der Insel dauerte nur ungefähr vier
Stunden, da das Schiff nur ein Mal in der Woche (immer samstags) die Insel
ansteuert und wir sonst eine Woche hätten warten müssen. Die Insel ist wirklich
sehr schön. Relativ hohe und wegen der Regenzeit auch schön saftig grüne Berge
erstrecken sich hinter den schönen Stränden. Das Wasser ist klar und eignet
sich anscheinend wunderbar zum Tauchen, warum manche Urlauber auch eine Woche
auf Atauro verbringen. Ansonsten ist die Insel sehr naturbelassen und touristisch
unerschlossen, was auch seinen eigenen Reiz mit sich bringt. Mit dem Tuk Tuk
kann man sich ein wenig herumkutschieren lassen und Fahrräder kann man auch
mieten. Allerdings sind auf der Insel keine Autos erlaubt und die „Straßen“
eher sehr schlechte und unebene Schotterwege. Auf der Rückfahrt planten wir
zusammen unseren gemeinsamen Urlaub am Ende des Freiwilligenjahres, was sich
doch als sehr kompliziert herausgestellt hat. Im Zwischenseminar Ende Januar
müssen wir uns da noch mal genauer Gedanken darüber machen. Unsere Planung
wurde aber kurz unterbrochen, da neben dem Schiff im Wasser fünf Delphine ihre
Runden drehten! Bei einem leckeren Eis ließen wir den Tag ausklingen und
machten uns zurück zum Orphanato.
Geschäftiges Treiben bei der Ankunft in Atauro
Auf dem Fischmarkt
Geburtstagskaffeekränzchen
Mit dem Tuk Tuk unterwegs
Wieder zurück im Hafen Dilis
Nun ist
morgen schon Heilig Abend! Ich möchte auf diesem Weg mich bei allen treuen und
fleißigen Lesern meines Blogs und allen Unterstützern bedanken, die mich seit
der Vorbereitung meines Auslandsjahres begleiten und immer wieder von sich hören
lassen! Darüber bin ich sehr dankbar und wünsche nun allen ein gesegnetes
Weihnachtsfest und ein paar ruhige und besinnliche Festtage im Kreise der
Familie!
„Ich
bin das Licht der Welt. Wer an mich glaubt, muss nicht mehr im Dunkeln bleiben,
sondern wird das Licht des Lebens haben.“ – Jesus Christus
„Tausende
von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht
schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird!“ - Buddha
Eure
Laura
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen