Donnerstag, 31. Dezember 2015

Weihnachten

Nun muss ich mich doch ziemlich beeilen, wenn ich noch vor Beginn des neuen Jahres über mein etwas anderes Weihnachtsfest hier in Dili berichten möchte. Ein „etwas anderes“ Weihnachtsfest trifft es meiner Meinung nach sehr gut. Das klingt jetzt nicht besonders positiv, aber wartet ab.

Der Tag des 24. Dezembers begann mit einer großen Auf-und Umräumaktion, denn hoher Besuch wurde um die Mittagszeit erwartet. Zu mir wurde gesagt, es kommen Leute von einer gewissen Partei zusammen mit welchem vom Fernsehen, die dem Kinderheim eine Weihnachtsspende zukommen lassen wollen. Die Schwestern gingen fest davon aus, dass das Fernsehteam auch filmen möchte, das habe ich aber von vornherein stark bezweifelt. Immer wenn großzügige Spenden vorbeigebracht werden, und das ist in der Vorweihnachtszeit des Öfteren passiert, mussten die Kinder ein kleines Programm aus Singen, Tanzen und Blockflöten zum Besten geben. „Alle Jahre wieder“ sangen die Kinder zweistimmig und auf der Blockflöte trugen wir gemeinsam „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Freue dich Welt“ gemeinsam vor. Gefilmt wurde nicht, dafür umso mehr Fotos geschossen. Die meisten Spenden bestehen aus Nudeln, Öl zum Braten, Zahnbürsten und Zahncreme, Seife und Waschmittel, Schulhefte, Kekse und andere Süßigkeiten, Säften und ganz viel Reis. Sogar im Schlafsaal der Kinder werden momentan die Reissäcke gelagert und man könnte fast meinen, dass dieser Vorrat mindestens bis zum nächsten Weihnachten reicht. Es wurden noch ein paar Worte des Danks ausgesprochen und dann machten sich die Parteileute und die vom Fernsehen auf den Nachhauseweg.
Nach dem Duschen machte ich den Kindern mehr oder weniger schöne Flechtfrisuren, ich muss zugeben, langsam bekomme ich Übung, und zu Weihnachten durften die Mädchen auch besondere Kleider tragen. Um 19.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Kathedrale und um 20.30 Uhr begann die Messe. Viele Menschen besuchten die Kirche und sogar vor dieser drängten sich die Menschen, da innen nicht genügend Sitzplätze zur Verfügung standen. Die Messe ging fast zwei Stunden und als einige bekannte Weihnachtsmelodien, natürlich ohne deutschen Text, erklangen, überkam mich dann doch auch etwas Sehnsucht nach meiner Familie. Eine für mich etwas seltsame Tradition erlebte ich zum Ende der Messe. Der Priester nahm das Jesuskind aus der mit bunt blinkenden Lichterketten geschmückten Krippe, und jeder Besucher ging nach vorne, um das Jesuskind zu küssen. Nicht nur vor dem Altar, sondern an mehreren Stellen der Kathedrale standen Helfer mit einer Puppe im Arm, sonst hätte es ewig gedauert, bis alle Menschen einen Kuss dem Jesuskind geschenkt hätten. Zurück im Kinderheim ging es dann ins Bett. Doch Christine und ich zündeten noch ein paar Kerzen an und lasen gemeinsam die Weihnachtsgeschichte, um uns ein wenig besinnlich zu stimmen.


Die kleine Vorstellung am Vormittag




Die Kathedrale bei Nacht



Und die Kathedrale von innen




Am ersten Weihnachtsfeiertag ging es morgens wieder in die Kathedrale zur Messe. Anschließend gab es ein festliches Frühstück: Bakso. Das ist eine indonesische Suppe mit Nudeln und Fisch- bzw. Fleischbällchen, Gemüse, Zwiebeln und Kräutern. Geplant war an diesem Tag nichts und umso froher waren wir, als ein Priester vorbei kam und uns spontan zu einem Strandausflug einlud. Trotz des Regens verbrachten wir einen schönen Nachmittag, nicht im Schnee, aber an einem wunderschönen Strand. Abends kam noch eine indonesische Familie vorbei. Die Eltern durfte ich schon auf der Weihnachtsfeier der indonesischen Botschaft kennenlernen und auch ihre vier Kinder sind wirklich nett. Sie luden uns für den nächsten Tag ein.




Viel Freude haben uns diese kleinen Krebse bereitet



Nun hatten wir also auch schon etwas für den zweiten Weihnachtsfeiertag geplant. Wir wurden von der Familie abgeholt und gingen mit der Tochter und einer ihrer Freundinnen in ein Restaurant. Das eine Mädchen studiert in Jakarta Zahnmedizin, die andere geht in Australien zur Schule und beide sind über Weihnachten zu Besuch bei ihren Familien. Es war ein schöner Tag und wir haben zwei nette Freundinnen gewonnen. Auch für den nächsten Tag verabredeten wir uns und bestimmt werden wir uns auch mal wieder treffen, wenn es sich ergibt!


Unsere indonesischen Freundinnen




Nun hat das Jahr 2015 bei mir nur noch vier Stunden und um 22.00 Uhr werde ich in die Messe gehen. Ich bin gespannt, was der Abend sonst noch so bringt und im neuen Jahr werdet ihr alle wieder von mir hören bzw. lesen.


„GEHE NICHT, WOHIN DER WEG FÜHREN MAG, SONDERN DORTHIN, WO KEIN WEG IST, UND HINTERLASSE EINE SPUR“
Jean Paul


Mit diesen Worten wünsche ich allen ein gesegnetes und gesundes neues Jahr mit viel Mut für Neues und Unbekanntes.


Eure Laura

Dienstag, 22. Dezember 2015

Alle Jahre wieder... Zur Weihnachtszeit in Dili

So langsam kommt doch etwas Weihnachtsstimmung hier auf! In den letzten beiden Wochen hat sich das Stadtbild Dilis doch ganz schön verändert. Es wurden an mehreren Plätzen Metallgerüste geschweißt und zuerst wusste ich überhaupt nicht, was das mal werden soll. Doch mittlerweile sind diese kegelförmigen Gerüste fertig und wurden mit grünen Tüchern und anschließend mit verschiedenen Dekorationen verziert. Das sind Weihnachtsbäume! Die meisten sind mit vielen kitschigen bunt blinkenden Lichterketten und Weihnachtskugeln oder Lamettaschlangen verziert und sind auch ziemlich groß, zeigen jedoch, dass Weihnachten nicht mehr weit ist.
Auch an vielen Häusern wurden bunte und blinkende Lichterketten angebracht oder weihnachtliche Bilder an die Türen und Fenster gehängt. Dabei frage ich mich aber, ob sich die Menschen hier einen Weihnachtsmann wirklich mit Schlitten im Schnee vorstellen können. Insgesamt ist die Weihnachtsdekoration aber aus deutscher Sicht sehr geschmacklos und kitschig.



Eine sehr schöne Tradition lässt sich an ganz vielen Orten in meinem Viertel und der ganzen Stadt sehen. Überall wurden kleine eingezäunte Unterstände aus Holz, Stöcken, Ästen und mit Palmblättern bedeckten Dächlein gebaut. Auch hier mein erster Gedanke: was wird denn das?? Es ist als Unterstand oder Hütte für einen Menschen ziemlich klein und der Gartenzaun ziemlich niedrig. Ein paar Tage später hat sich aber auch hier gezeigt, was es ist: fast lebensgroße Weihnachtskrippen! Die Figuren sind meistens nach dem Prinzip einer Vogelscheuche gebaut und Kamele, Kühe und Pferde stehen und liegen im eingezäunten Gärtchen. In den kleinen Hütten stehen Maria und Josef um die Krippe mit dem Baby und meistens sind auch die drei Heiligen Könige dabei. In solch einer Krippe steckt tagelange Mühe und Arbeit und viele davon sind sehr detailreich gebaut, manche aber auch etwas zu kitschig für meinen Geschmack. Nachts sind die meisten Krippen mit bunten Lichterketten geschmückt und leuchten schon von weitem. Wenn ich die Straße entlang gehe, sehe ich in viele Gärten und Hinterhöfen solche Krippen und empfinde das als eine wirklich schöne Tradition!






Heute Vormittag haben wir hier im Orphanato den Weihnachtsschmuck vom Dachboden geholt und auch hier ein wenig Weihnachtsstimmung verbreitet. Mit meiner Mitfreiwilligen Christine aus Atambua (Indonesien), welche nun für einige Zeit bei mir ist (dazu aber später) habe ich die Krippe in der Kapelle aufgebaut. Das viele Lametta sagte uns zwar überhaupt nicht zu, wir machten aber das Beste daraus. Leider gefiel den Schwestern unser Ergebnis nicht besonders und gestalten die Krippe gerade noch einmal nach ihren Vorstellungen neu. Uns hat eben niemand gesagt, wie die allgemeine Vorstellung davon hier ist. Nun haben die Schwestern aus Zeitungspapierkugeln eine Art Höhle gefertigt. Maria und Josef sind allerdings noch nicht eingezogen!

Unser Werk:


Nach der Umgestaltung
(sie ist aber noch nicht perfekt, ein bisschen Blingbling fehlt nämlich noch!)



Mit den Kindern flöte ich nun täglich "Freue dich Welt" und "Stille Nacht, heilige Nacht". Die Melodie des zweiten Liedes gibt es allerdings auch im Tetum-Gesangbuch, der Text entspricht hier aber keinem Weihnachtslied. Meistens hört man dann doch die englischen Weihnachtsklassiker, wenn man durch die Straßen geht. Auf Deutsch singe ich mit den Kindern "Alle Jahre wieder", mittlerweile sogar zweistimmig und die Kinder bekommen das richtig gut hin mit der unbekannten Sprache! Manche können sogar die Melodie bereits auf der Blockflöte.

Wie schon erwähnt, habe ich im Moment Besuch aus Indonesien. Im Projekt in Atambua, das ist im indonesischen Westteil der Insel Timor, leben für ein Jahr Christine und Stefan. Sehr kompliziert und umständlich müssen sie jeden Monat ihr Visum verlängern lassen. Allerdings hat sich nun das Amt geweigert, das Visum erneut zu verlängern und so mussten die beiden ausreisen. Die Grenze zu Osttimor liegt nur ungefähr eine Autostunde entfernt und so sind die beiden letzte Woche Montag bei mir im Projekt angekommen. Die Wiedersehensfreude war groß und endlich kamen nun auch die lang ersehnten Pakete aus Deutschland bis nach Dili (habe ich schon erwähnt, dass es in Timor-Leste keine Post gibt?). Mit Christine habe ich am Montag ein kleines Adventskaffee veranstaltet mit den Leckereien aus den Päckchen: Stollen von Mama, Lebkuchen, Spekulatius, Apfelringe und die selbst gebackenen Kekse. 



Letzten Mittwoch bin ich dann mit einer Schwester, die Lehrerin für Religion an einer Senior Highschool (SMA) ist, und ihrer Klasse an den Strand unterhalb der Cristo Rei  gefahren. Dies war ein Ausflug zum Schuljahresabschluss und war wirklich schön. Die Schüler der Schwester sind ungefähr in meinem Alter und so konnte ich mich gut mit ihnen unterhalten. Auf der Ladefläche eines Kipplasters, wie sie oft zum Personentransport innerhalb des Landes verwendet werden, fuhren wir alle gemeinsam zum Strand. Dort wurden zuerst einige Spiele am Strand gespielt und anschließend aßen wir den mitgebrachten Reis mit Fleisch und Gemüse. Auch zur Cristo Rei stiegen wir hinauf und badeten anschließend noch im Meer, bevor ich mit dem Roller heimgefahren wurde. Im Orphanato angekommen empfingen mich noch ein paar bekannte Gesichter mehr: Lisa und Sophia aus Viqueque, die für ein paar Tage nach Dili kamen. So war unsere Timortruppe komplett und uns standen ein paar schöne gemeinsame Tage bevor.



Auch meine Querflöte hatte ich dabei



Donnertstags machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Strand unterhalb der Cristo Rei. Zuvor kauften wir im Supermarkt noch für das Mittagessen und am Strand einige Früchte ein und fuhren mit dem Taxi das letzte Stück zum Strand. Wir genossen den Tag mit dem super leckeren Obst, der tollen Aussicht von der Statue aus und dem erfrischenden Meer und als kleine Überraschung hatte Lisa für jeden von uns eine Weihnachtsmannmütze gekauft. Darum mussten auch ein paar weihnachtliche Bilder geschossen werden.



Heim ging es mit dem Kipplaster



Freitags schickte ich meine deutschen Freunde zum Einkaufen, denn ich hatte einiges geheimes zu erledigen. Am nächsten Tag stand Lisas Geburtstag bevor und so stand ich in der Küche und kreierte einen Apfel-Streusel-Kuchen. Er gelang erstaunlich gut, auch wenn mich unser „Ofen“ jedes Mal vor neue Probleme stellt. Nachmittags musste ich noch schnell zum Hafen, denn meine Überraschung für den Samstag war ein Besuch der Insel Atauro mit der Fähre.

Samstag, der große Tag der Überraschung. Leider habe ich mich am Vorabend gegenüber Christine und Lisa verplappert, als ich mich bei ihnen in Rage geredet und absolut nichts dabei gedacht habe, aber zumindest für Sophia und Stefan war der Tag eine Überraschung bis wir den Hafen erreichten und ich das Rätsel auflöste. Um 7.00 Uhr legte unser Schiff ab, jedoch schon um 5.00 Uhr mussten wir an Bord sein. So marschierten wir um 4.00 Uhr durch die Dunkelheit der Stadtteile bis zum Hafen. Dem Schiff angekommen ergatterten wir einen Sitzplatz in einem strak klimatisierten Raum und froren auf der ganzen Fahrt ziemlich in unseren Pullis und Regenjacken. Gegen 9.30 Uhr erreichten wir die ungefähr 30km nördlich von Dili gelegene Insel, die eine der beiden Inseln Timor-Lestes ist und auch Teil des Distrikt Dilis gehört.
Nach der kalten Hinfahrt von der schwülen Hitze erschlagen bahnten wir uns einen Weg runter vom Schiff durch Transporter, unzählige Kisten, Säcke mit Reis, Gemüse und anderen Dingen, Hühnern, Ziegen und vor allem ganz viele Menschen. Die vielen alltäglichen Dinge müssen immer mit dem Schiff auf die Insel gebracht werden, da nur das wenigste dort wirklich selbst angebaut und hergestellt wird. Die Rückfahrttickets ließen sich erst gegen später kaufen und so schlenderten wir über den traditionellen Fischmarkt am Hafen, kauften leckere Ananas, Maracujas, Guavas und Granatäpfel an kleinen Obstständen und setzten uns entspannt an den Strand mit einem wunderschönen Blick auf die Berge und das klare türkise Wasser. Wir hatten ja ein Geburtstagskind dabei und so wurde endlich der Kuchen und die Kerzen ausgepackt, die Geschenke übergeben, gesungen und das zuvor gekaufte und sehr leckere Obst gegessen. 
Anschließend besorgten wir die Ticktets für die Rückfahrt und erkundigten uns, wie man denn zu den beiden lohnenswerten Läden der Insel kommen kann. Mit dem Tuk Tuk ließen wir uns in die kleine Stadt fahren und kauften im Kettenladen und Puppenladen schöne handgemachte Andenken und Mitbringsel aus Atauro und da die Zeit leider drängte mussten wir ziemlich schnell wieder zurück zum Hafen. Der Plan war noch auf dem Fischmarkt zu Mittag zu essen, aber der war leider schon komplett ausverkauft. Einzig fünf Kokosnüsse konnten wir kaufen und öffnen lassen. Zum Trinken war dann aber doch keine Zeit mehr, das verschoben wir auf die Rückfahrt mit dem Schiff, zu dem wir uns auf den Weg machten. Auch das von mir geplante Baden im traumhaft schönen Meer musste aus Zeitmangel leider weggelassen werden. 
Der Aufenthalt auf der Insel dauerte nur ungefähr vier Stunden, da das Schiff nur ein Mal in der Woche (immer samstags) die Insel ansteuert und wir sonst eine Woche hätten warten müssen. Die Insel ist wirklich sehr schön. Relativ hohe und wegen der Regenzeit auch schön saftig grüne Berge erstrecken sich hinter den schönen Stränden. Das Wasser ist klar und eignet sich anscheinend wunderbar zum Tauchen, warum manche Urlauber auch eine Woche auf Atauro verbringen. Ansonsten ist die Insel sehr naturbelassen und touristisch unerschlossen, was auch seinen eigenen Reiz mit sich bringt. Mit dem Tuk Tuk kann man sich ein wenig herumkutschieren lassen und Fahrräder kann man auch mieten. Allerdings sind auf der Insel keine Autos erlaubt und die „Straßen“ eher sehr schlechte und unebene Schotterwege. Auf der Rückfahrt planten wir zusammen unseren gemeinsamen Urlaub am Ende des Freiwilligenjahres, was sich doch als sehr kompliziert herausgestellt hat. Im Zwischenseminar Ende Januar müssen wir uns da noch mal genauer Gedanken darüber machen. Unsere Planung wurde aber kurz unterbrochen, da neben dem Schiff im Wasser fünf Delphine ihre Runden drehten! Bei einem leckeren Eis ließen wir den Tag ausklingen und machten uns zurück zum Orphanato.

Geschäftiges Treiben bei der Ankunft in Atauro




Auf dem Fischmarkt


Geburtstagskaffeekränzchen





Mit dem Tuk Tuk unterwegs




Wieder zurück im Hafen Dilis





Nun ist morgen schon Heilig Abend! Ich möchte auf diesem Weg mich bei allen treuen und fleißigen Lesern meines Blogs und allen Unterstützern bedanken, die mich seit der Vorbereitung meines Auslandsjahres begleiten und immer wieder von sich hören lassen! Darüber bin ich sehr dankbar und wünsche nun allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein paar ruhige und besinnliche Festtage im Kreise der Familie!


„Ich bin das Licht der Welt. Wer an mich glaubt, muss nicht mehr im Dunkeln bleiben, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ – Jesus Christus

„Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird!“ - Buddha



Eure Laura

Dienstag, 8. Dezember 2015

Nikolaustag und Kindergartenfest

Viel war in den letzten beiden Tagen los und heute konnte ich mich glücklicherweise etwas erholen! 


I.

Am Sonntag war Nikolaustag und ich hätte ihn wahrscheinlich vergessen, wenn ich nicht das Datum im Kalender gesehen hätte. Wie schon im letzten Eintrag erwähnt, habe ich bisher nur wenig von der Vorweihnachtszeit zu spüren bekommen. Eingeladen waren die Kinder aus dem Orphanato zu einer Weihnachtsfeier, welche von „Rotary“ organisiert wurde. „Rotary International“ ist eine Organisation, welche weltweit Arbeit für Frieden, Austausch und andere Hilfsdienste leistet. Auch in Dili findet sich einer dieser Clubs, dessen Arbeit stark von australischer Unterstützung profitiert. Die Kinder wurden eingeladen, um auf dem Gelände des Clubs Ballspiele und andere Spiele zu spielen und anschließend Mittag zu essen. Eine Schwester und ich begleiteten die Kinder, welche sich sehr über die freie Zeit freuten und gemeinsam Fußball spielten oder „Äffchen in der Mitte“. Auch so etwas wie Eierlauf mit Murmeln anstelle der Eier wurde angeboten. Zum Mittagessen gab es etwas Gegrilltes mit Toastbrot und da sehr viele Gruppen eingeladen waren, wurde jede Gruppe nummeriert und dann der Reihe nach aufgerufen. Ich muss leider zugeben, dass das Essen nicht besonders lecker war… Nach dem Essen stand wieder etwas Zeit zur Verfügung. Ich nutzte die Zeit und unterhielt mich mit einigen der anwesenden Australier, die auch zu „Rotary“ gehören. Viele wohnen nicht in Timor-Leste und sind nur für gewisse Zeit oder wegen des Kinderfestes gekommen. Meine Arbeit als Freiwillige fanden sie sehr spannend, wollten genau wissen, was ich arbeite und ob ich wirklich mit im Orphanato wohne. Ich bekam viel Lob für meine Arbeit zu hören, was mich natürlich sehr freut. Zum Abschluss und auch irgendwie als Höhepunkt gab es für jedes Kind ein „Weihnachten im Schuhkarton“ von einem weiblichen oder männlichen Nikolaus überreicht. Auch hier ging es nach Gruppen sortiert voran und zusätzlich getrennt nach Jungen und Mädchen. Jedes Kind bekam einen Schuhkarton und eine zusätzliche Kleinigkeit überreicht und ein schönes Weihnachtsfest gewünscht. Anschließend wurden die Kartons natürlich sofort geöffnet und die schönen Dinge bestaunt. Es war für sehr schön einmal die andere Seite dieser „Weihnachten im Schuhkarton“-Aktionen zu sehen und nicht nur immer die Päckchen zu packen und abzuschicken. Diese Päckchen kamen aus Australien. Doch auch in Deutschland werden häufig solche Schuhkartons in Schulen oder Kindergärten gepackt und auf die Reise geschickt. Die Kinder haben sich natürlich sehr gefreut über die Stifte, Figuren, Aufkleber etc. Nach einer kleinen Abschiedsansprache und einem Gebet ging es für uns dann mit dem Microlet zurück ins Orphanato.











II.

Programmpunkt Nummer zwei an diesem Sonntag war eine weitere Weihnachtsfeier, zu der mich die Schwestern spontan mitgenommen haben. Geladen hatte die Indonesische Botschaft in das "Ocean View" Restaurant in Dili. Drei Schwestern und ich machten uns also auf den Weg und nach langem Suchen und Umherirren fanden wir auch das Restaurant. Direkt am Strand und ohne Außenwände machte es seinem Namen alle Ehre mit einem grandiosen Blick auf das Meer, die Cristo Rei und die Schiffe im Hafen von Dili. Wir nahmen Platz und zu meiner Verwunderung gab es sogar Tischdecken, was sonst wirklich selten hier vorkommt. Sie waren zwar nicht wirklich sauber, aber immerhin. Es wurden an die Tische kleinere in Bananenblättern gekochte Snacks oder gebratene Tofuwürfel und Getränke gereicht. Mit an unserem Tisch saßen einige Indonesier, mit denen ich mich ganz gut auf Englisch unterhalten konnte, denn ich kann kaum mehr Indonesisch (habe leider alles vergessen) und meine Gesprächspartner eher kein Tetum. Vielleicht werde ich die oder den einen oder anderen ja noch einmal wiedersehen. Eine kleine Band spielte auf der Bühne und immer wieder wurden Losnummern gezogen, welche dann einen kleinen Preis gewann. Ich hatte leider mit der Nummer 29 kein Glück. Ein großes Buffet wurde aufgebaut mit allerlei Leckereien; Reis, Mie goreng, Meeresfrüchten, Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch und so einigen anderen Dingen und es schmeckte wirklich alles sehr lecker. Nach dem Essen wurden einige Tänze aufgeführt und es wurde gesungen. Gegen Ende hielten drei Männer eine Rede; der Vorsitzende der Indonesischen Botschaft in Dili, der Chef des osttimoresischen Ölkonzerns und der Chef der indonesischen Bank in Dili. Es war also ziemlich hoher Besuch anwesend! Nach einem Abschlussgruppenbild machte ich mich dann im Regen mit meinen Schwestern auf den Rückweg.
Zeit für meine geplante Überraschung für die Kinder hatte es nach diesem langen Tag leider nicht mehr, aber ich werde sie auf jeden Fall nachholen!





III.


Gestern war dann das lang herbeigesehnte Kindergartenfest! Nach der allmorgendlichen Messe machte ich mich auf den Weg zum Kindergarten und von dort zusammen mit Sabino auf dem Roller zum Festplatz. Dieser war ein kleiner Parkt, welcher aber ziemlich vermüllt war und den einige Menschen offensichtlich auch als Schlafstätte nutzen. In der Mitte befand sich eine runde Bühne aus Stein, welche zum Zentrum unseres Festes wurde. Mit einigen anderen Helfern schmückte ich die Bühne mit Tüchern und Luftballons und half beim Bestuhlen der drei aufgebauten Zelte für die Gäste. Auch die ganzen Requisiten und die Anlage wurden nach und nach herbeigebracht. Um 14.00 Uhr sollte das Fest beginnen und so machte ich mich zwei Stunden vorher mit ein paar Mädels der FFCJM, die beim Aufbau geholfen haben, mit dem Taxi auf zum Kindergarten. Wir zogen uns um und aßen noch eine Kleinigkeit und schon ging es mit dem Taxi wieder zurück. Die Kinder kamen teilweise schon in ihren Kostümen, andere zogen sich dort erst um. Auf jeden Fall füllte sich langsam der Park.
Den Auftakt machte die Drumband, bei der ich spontan mit der Trillerpfeife helfen musste den Rhythmus anzugeben. Geprobt hatte ich das zuvor nicht, aber oft genug zugesehen, um ungefähr zu wissen, wie es geht – mit Erfolg! Dann folgten die ganzen einstudierten Tänze, Lieder, Theaterstücke und Fashion Shows. Vier ganze Stunden dauerte das Programm an! Die meisten Tänze habe ich auf der Bühne mitgetanzt, bei manchen Liedern habe ich die Kinder mit meiner Querflöte begleitet und ansonsten habe ich beim Umziehen der Kinder und der Aufstellung für die nächste Nummer geholfen. Es waren unheimlich anstrengende und stressige vier Stunden, aber es hat sich gelohnt! Ein kurzer Regenschauer unterbrach die Vorführungen, aber nur für 15 Minuten. Das Programm war abwechslungsreich mit traditionellen und modernen Tänzen, aufregende Kostüme und individuelle Requisiten.
Am Schluss gab es etwas zu Essen; viel Kuchen und andere süße Dinge und der anschließende Abbau ging relativ schnell vonstatten und so konnte ich nach ziemlich genau zwölf Stunden endlich wieder zurück ins Orphanato, duschen und einfach Schlafen gehen! 



Traditioneller Tanz



Drumband










Fashionshow






Nach den ganzen Programmpunkten



Meine Kindergartenkinder







Ein paar fleißige Helfer und Freunde aus der FFCJM