Sonntag, 20. September 2015

Der lange Weg nach Timor-Leste...

Ich habe so viel in den letzten zwei Wochen erlebt und hatte bisher leider kein Internet oder keine Zeit, um das hier alles zu berichten. Aber dafür nun einen umso längeren Eintrag!
Ich bin jetzt endlich in Dili angekommen, hatte aber einige Schwierigkeiten und Zwischenstopps, bis ich hier war. Aber der Reihe nach:

Von Medan aus flogen wir über Surabay nach Kupang, das liegt auf dem Westteil der Insel Timor. Jeder von uns (wir waren noch fünf Freiwillige und eine Schwester) bekam noch zwei Paar Schuhe ins Gepäck für die Kinder im Projekt in Atambua. Aber damit nicht genug, denn die Schwester hat in Pematangsiantar noch einen Großeinkauf Fisch getätigt und der musste natürlich mit. Für mich total unverständlich, wie das durch den Zoll und überhaupt ins Flugzeug kommen soll, denn es waren über 40kg Fisch!! Aber es hat funktioniert und so reisten wir eben mit Gepäck und zwei Kartons Fisch, der übrigens auch ziemlich nach Fisch roch. 

Wir kamen mitten in der Nacht in Kupang an und füllten zwei Taxis mit dem Gepäck und fuhren in ein Hotel, wo wir für zwei Nächte blieben. Anfangs war ich ziemlich enttäuscht von unserem Zimmer, es war wirklich ziemlich dreckig und alt. Aber zwei Nächte ließen sich dann doch in meinem Hüttenschlafsack aushalten. Das Frühstück war sehr ungewöhnlich; morgens wurden zwei Dosen gefüllt mit Reis, Fleisch und Gemüse, dazu eine Tasse total übersüßten Tee vor die Zimmertür gestellt. 
Wir statteten der timoresischen Botschaft einen Besuch ab, um dort die Angelegenheiten für unser Visum zu regeln. Leider war der dafür zuständige Beamte aber gar nicht da, versicherte uns aber telefonisch, dass die Aus-und Einreise kein Problem sei. Also nutzen wir gut gelaunt den Tag und fuhren ein bisschen umher. Wir besichtigten ein Häuschen, in welchem traditionelle Zupfinstrumente hergestellt werden und genossen die schönen Klängen. Viele Touristen besuchen diesen Ort und man sollte meinen, sie kommen wegen der Instrumente. Aber irgendwie waren wir Europäer viel interessanter und wurden auf vielen Fotos verewigt. Anschließend fuhren wir ans Meer. Das Wasser war ziemlich dreckig und daher zogen wir es vor, nur einen Strandspaziergang zu machen. Der Sonnenuntergang war wirklich wunderschön und als es dunkel war, besuchten wir zum Anschluss des Tages noch einen traditionellen Markt. Dort wurde überall frischer Fisch gegrillt, dazu Reis oder Nudeln, Gemüse, gegrillte Fleischspieße und andere Köstlichkeiten. Der Fisch war wirklich sehr lecker und auch überhaupt nicht teuer, was aber bei traditionellem Essen Standard ist. 

Am nächsten Tag wurden wir von einem Bus abgeholt, der uns bis nach Atambua bringen sollte. Ca. acht Stunden ging es durch die heiße Landschaft. Wir konnten uns nicht einigen, zu was wir diese Insel einordnen sollten; saftig grüne Reisfelder wie in Asien, dürre Flusstäler und trockene Berge wie in Afrika, rote Erde wie in Australien. Zwischen drin immer wieder kleinere Ansammlungen von Häusern und Menschen, die mühsam das Wasser die Serpentinen auf den Berg schleppten. Das Leben sieht sehr mühsam aus. Auch die Fahrt war weniger angenehm, denn es war unerträglich heiß, die Sitze waren unbequem und die Straße war uneben, wodurch der Bus ständig durchgeschüttelt wurde. Abends erreichten wir endlich Atambua und das Projekt, in welchem Christine und Stefan für ein Jahr nun leben werden. Nach dem Abendessen fielen wir auch sofort in die bequemen Betten. 
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug ans Meer, welches eine Autostunde entfernt liegt. Das Wasser war sauber, aber leider von vielen ungefähr 30cm langen Würmern und schwarzen Seeigeln besiedelt, was uns mal wieder am Baden hinderte. 

Am Montag, den 14.9.2015, starteten wir übrigen drei Freiwillige mit unserer Schwester und noch einer weiteren die Weiterreise nach Timor-Leste. Die Grenze erreichten wir auch ziemlich bald, doch dann hieß es erst mal Stopp. Männer ohne Uniform luden den gesamten Kofferrauminhalt aus und ich bekam etwas Angst. Später hat sich herausgestellt, dass diese jedoch das Gepäck nur auf die andere Seite der Grenze fahren wollten. Unsere Schwester diskutierte lange mit den Grenzbeamten. Erst hieß es,wir müssen über Bali nach Dili einfliegen (übrigens eine Horrorvorstellung, den ganzen Weg nach Kupang zum Flughafen wieder zurückzufahren). Dann aber setzte sich die Schwester schließlich auf ein Motorrad mit den Worten: "Just a moment, about  three hours.". Ja ich hatte richtig gehört, drei Stunden. Die andere Schwester war zwischenzeitlich schon mit den 40 kg Fisch und einigen anderen Dingen über die Grenze gegangen und somit waren wir mit unseren Backpacks allein. 
Ich fand heraus, dass die Ausreise aus Indonesien mit unserem Touristenvisum mit dem Flugzeug oder dem Schiff kein Problem wäre. Jedoch da wir über Land ausreisen wollten und diese Grenze nicht so modern ist, geht das nur mit einem Stempel vom Amt, der die Ausreise ermöglicht. In der timoresischen Botschaft in Kupang wurde uns aber eigentlich etwas anderes erzählt... Unsere Schwester war also auf dem Weg, diesen Stempel für uns Freiwillige zu besorgen. Diese drei Stunden zogen sich und wir konnten nur den Schweine, Ziegen, Hühner und Kühe auf der Straße zuschauen. Dann stand ein Beamter vor uns, der uns auch noch mitteilte, dass die Grenze um 16.00 Uhr schloss. Er lud uns ein, in einer der Grenzbaracken zu übernachten! Wir lehnten jedoch ab und warteten auf die Schwester, die aber nicht wieder kam. Stattdessen kamen Christine und Stefan mit einer Schwester aus Atambua, um uns abzuholen. So verbrachten wir eine weitere Nacht in Atambua. 

Am nächsten Tag versuchten wir unser Glück erneut. Erstaunlicherweise gelang die Ausreise mit dem passenden Stempel ohne Probleme! Die Grenzbeamten wollten sogar Fotos machen, was wir ihnen auch gestatteten. Auch die Einreise nach Timor-Leste ging problemlos und entgegen unseren Erwartungen haben wir für 90 Tage sogar ein kostenloses Visum bekommen. Eine Schwester aus Dili holte uns ab und so fuhren wir weitere drei Stunden über die Insel. Auffällig war, dass auf dem Land die Bevölkerung in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt. Erst als wir ins Stadtgebiet von Dili kamen, änderte sich dieses. Und endlich kamen wir in Dili an! Endlich habe ich mein Zimmer sehen dürfen, endlich die Kinder kennenlernen dürfen. Und endlich durfte ich auspacken, und nicht nur für ein paar Nächte! Das war ein sehr erleichterndes Gefühl vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich seit genau vier Wochen unterwegs bin und jetzt endlich angekommen bin.

Nach dem Abendessen wurden wir traditionell in Timor-Leste und in Dili begrüßt. Die Kinder tanzten traditionelle Tänze und uns wurde uns jeweils ein traditioneller Tais überreicht. 

Soviel zu meiner Weiterreise nach Dili und in meinem nächsten Eintrag werde ich etwas über das Projekt erzählen.

Viele herzliche Grüße aus Dili,
Eure Laura


Hier noch ein paar Bilder der letzten Tage:


In Kupang:

Das traditionelle Kupang-Instrument




Nachtmarkt und unser Abendessen




Mein Gepäck



In Atambua:

Meine Mitfreiwilligen in Timor-Leste



Am Strand in Atambua




An der Grenze mit Schweinen











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen