Dienstag, 29. September 2015

Meine letzte Woche

Was in der letzten Woche so passiert ist: (Nachtrag vom Montag, den 28.9.2015)

Am Montag fuhren meine lieben Mitfreiwilligen weiter in ihr Projekt nach Viqueque. Der Abschied viel schwer, denn seit fünf Wochen bin ich jeden Tag mit ihnen zusammen, was uns auch sehr zusammengeschweißt hat. Aber ein paar Mädchen aus dem Kinderheim lenkten mich ab und wir arbeiteten ein wenig.
Nachmittags ging es auf ein Schulfest. Im Freien wurde eine Messe gefeiert und anschließend gab es zum Jubiläum eine große Tafel mit vielen Leckereien. So lernte ich auch ein paar Jungs aus dem Seminary kennen, die mir anboten, abends immer mit ihnen Sport zu machen. Allerdings ist Fuß-und Basketball nicht meine Stärke, also warte ich mal ab.



Das Buffet auf dem Schulfest


Letzten Dienstag half ich beim Einkauf auf dem Markt. Dazu fuhr ich mit einer Schwester auf mit dem Microlet, das ist hier das gängige Fortbewegungsmittel, auf den Markt. Ein sehr großes Gelände mit vielen Ständen lädt hier zum Hadeln ein. Es wurde Kohl, Bananen, Karotten, Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Chili und viele Gemüsesorten, deren Namen mir auf Deutsch nicht bekannt sind, gekauft. Zurück fuhren wir mit einem Fahrzeug, auf dessen Ladefläche die Einkäufe und die Käufer ihren Platz finden und alles nach Hause fahren.
Leider durfte ich an diesem Tag auch schon das Krankenhaus von innen kennenlernen. Unverhofft aß ich zum Mittagessen eine Mandarine, die wohl so behandelt gewesen sein muss, dass mein Körper meinte einen Allergie-Schock zu bekommen. Da schnappten mich die Schwestern und ab ging es ins Krankenhaus. Ich wurde überall knallrot und heiß und Kopfweh bekam ich noch dazu. Die Krankenschwestern hatten offenbar nichts Besseres zu tun, als eine Serie im Fernsehen zu schauen und Arzt war auch keiner da… Aber ein paar Telefonate später kam zu meinem Glück einer, der mir eine Spritze verpasste, mit der mir es bald schon besser ging.



Auf dem Markt in Dili



Mittwochs startete ich mit der ersten Blockflötenstunde. Sehr chaotisch versuchten die Kinder ihre ersten Töne zu spielen. Auf eine große Tafel habe ich alle Töne und die dazugehörigen Griffe geschrieben, damit jederzeit nachgeschaut werden kann. Auch die Schwestern versuchen sich und machen das auch wirklich gut! Zu Weihnachten sollen alle gemeinsam Weihnachtslieder spielen! Ich hoffe, dass ich dieses Ziel von einer Schwester erreichen kann.


Die erste Flötenstunde


Donnerstag war für alle Kinder und Lehrer Schul- bzw. Kindergartenfrei. Also arbeitete ich im Kinderheim.



Arbeitsplätze im Orphanato


Freitag ging ich in den Kindergarten und half den Lehrerinnen bei ihrem Unterricht und tanzte mit einigen Kindern, dir für eine Vorstellung auf dem bald anstehenden Kindergartenfest üben.

Samstag: „Laura! Lisa und Sophia will come today!“ Das kann doch gar nicht sein, die beiden sind erst seit Dienstag weg! Und darum konnte ich es erst glauben, als die beiden abends wirklich vor mir standen. Nachmittags ging ich in die „Familia FCJM“, eine Gruppe junger Menschen, die eine Art Bibelkreis bilden. Verstanden habe ich trotz aller Bemühungen leider nicht allzu viel, aber es war trotzdem sehr nett.

Am Sonntag starteten wir eine Ausfahrt nach Berkoli. Wir fuhren fünf Stunden in Richtung Baucau, vorbei an absoluten Traumstränden vor einer imposanten Bergkulisse. Die Fahrt war abenteuerlich durch die Berge auf einer sehr schmalen und nicht leider oft sehr unebenen Straße. Vielen Schlaglöchern konnte gar nicht ausgewichen werden. Auch viele Hunde, Schweine, Ziegen und Kühe kreuzten die Straße und zwangen zum Anhalten. Als wir ankamen, empfang uns eine nette Familie, die für jeden eine Kokosnuss vom Baum holte und uns zum Trinken anbot. Wir besichtigten noch ein nahegelegenes Jungeninternat und kehrten schließlich zurück zu dieser Familie. Das Haus, in welchem wir schlafen sollten war sehr einfach und dunkel. Wir legten einige Matratzen auf den Boden und breiteten Decken aus und schliefen zu viert (drei Schwestern und ich) darauf. Zum Abendessen kochten wir Gemüse und aßen dazu den zuvor gekauften Fisch. Weil aber nicht alles aufgegessen wurde, schützten wir die Reste vor den Mäusen, indem wir die Teller in eine Glasvitrine stellten. Etwas verrückt, aber hier nicht als unhygienisch angesehen.
Heute ging es dann nach dem Frühstück zurück nach Dili.

Auf nach Berkoli!


Immer wieder Fisch



Das Häuschen 



Eine frische Kokosnuss mit meinen Mitfreiwilligen aus Viqueque



Noch ein paar Bananen gekauft



Matratzenlager






Und noch ein paar Bilder von der Landschaft


Das war nun eine kleine Zusammenfassung meiner letzten Woche und sende warme Grüße ins kühle Deutschland!


Eure Laura

Wo ich jetzt wohne

Es ist schon wieder so viel Spannendes passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll…

Zuerst ein bisschen über mein neues Zuhause! Ich wohne mit zwölf Kindern und sieben Schwestern zusammen im Kinderheim „St. Clara“. In Dili gibt es nicht wirklich eine Stadtmitte, aber so etwas wie eine Hauptstraße gibt es und das Gelände mit dem Kinderheim liegt etwas abseits dieser Hauptstraße. Das Gelände ist sehr große und enthält außerdem noch das Seminary. Das sind mehrere Gebäude, in denen ungefähr 50 angehende Priester wohnen, lernen und arbeiten. In einem der Häuser befindet sich auch eine kleine Kapelle, in der jeden Morgen die Messe stattfindet. Zum Kinderheim gehört noch ein kleiner und mühevoll angelegter Garten, in dem schon ein paar Gemüsesorten wachsen.
Das Haus des Kinderheims hat einen kleinen Innenhof und die Wohnsituation ist etwas eng. Soweit ich das mitbekommen habe, ist ein weiterer Gebäudeteil in Planung, in dem die Schwestern schlafen können, aber momentan ist dieser Teil noch nicht errichtet. Das heißt, dass die Räume abgetrennt wurden mit Schränken und Vorhängen, damit die Schwestern wenigstens ein bisschen Privatsphäre haben. Auch die Kinder teilen sich einen Raum zum Schlafen, was auch sehr eng ist, sich aber ändern wird, sobald die Schwestern ihre eigenen Zimmer bekommen. Ich und eine weitere Schwester haben jeweils ein Zimmer für uns alleine. Die Schwestern und die Kinder haben jeweils einen getrennten Essensraum, aber Badezimmer und Küche wird geteilt.
In meinem Zimmer steht ein großes und bequemes Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch. Anfangs hatte ich kein Moskitonetz, aber nun wurde es doch aufgehängt und ich kann schlafen, ohne gestochen zu werden.

Wäsche wird hinter dem Haus gewaschen. Wir haben eine Waschmaschine, in welche Wasser gefüllt wird (allerdings nur kaltes Wasser) mit Waschpulver und der Wäsche. Dann dreht sich das ganze 15 Minuten lang und dann hat sich zwar ein großer Teil des Schmutzes aus der Wäsche gelöst, aber dieser Teil schwimmt immer noch im Seifenwasser. Also wird jedes Kleidungsstück rausgenommen und einzeln in weiteren drei Behältern mit klarem Wasser von Hand gewaschen, bis Seife und Dreck draußen sind. Das ist sehr mühevoll, aber zumindest übernimmt das Schleudern wieder die Maschine. Dazu wird die saubere Wäsche in einen Behälter gegeben, der sich dann vier Minuten lang dreht und das Wasser somit hinausschleudert. Und dann kommt alles auf die Leine, trocknet, wird gebügelt und zusammengelegt und kommt zurück in den Schrank.

Eine junge Schwester kocht für uns alle. Sie steht schon um vier Uhr auf, damit das Frühstück pünktlich fertig ist! Wir haben in der Küche drei Gaselemente stehen, auf die eine Art Wok gesetzt wird zum Kochen. Die Kinder und auch ich helfen manchmal beim Schnippen von Gemüse, Fleisch oder Fisch. Eine Art Kasten kann auf die Gaselemente gestellt werden und dient dann als Ofen. Das freut mich sehr, denn dann kann ich demnächst vielleicht ein paar Kekse oder sogar Brot backen! Eingekauft wird das meiste auf einem großen Markt.

Die Kinder übernehmen viele Aufgaben im Haushalt. Wenn sie nicht in der Schule sind, müssen sie kehren, putzen, abwaschen, den Garten gießen, bügeln und andere anfallende Arbeiten erledigen. Alle Kinder gehen zur Schule, allerdings nicht alle zur selben Zeit.
Insgesamt sind es zwölf Kinder, davon neun Mädchen und drei Jungs im Alter zwischen sieben und 15 Jahren. Ich habe sie und sie haben mich sehr gerne und ich helfe den Kindern, wo es nur möglich ist.

Die Schwestern gehen tagsüber auch arbeiten; zwei arbeiten als Lehrerinnen in Schulen, eine ist die Leiterin des Kindergartens, in welchem auch ich arbeite. Die anderen arbeiten entweder in der Verwaltung des Seminarys oder im Kinderheim. Morgens um ca. 5.00 Uhr beginnen sie mit der Laudes in der Kapelle des Kinderheims und die ist direkt im Nebenraum zu meinem Zimmer. Also werde ich regelmäßig um 5.00 Uhr von schönem Gesang geweckt. Auch abends gehen die Schwestern zum gemeinsamen Beten in die Hauskapelle und anschließend die Kinder zum Rosenkranzgebet.

Meine eigenen Aufgaben in der Woche sind vielfältig:

- jeden Morgen geht es um 6.30 Uhr in die Messe
- drei Vormittage arbeite ich im Kindergarten
- ich gehe mit auf den Markt zum Einkaufen
- nachmittgas habe ich Zeit mit den Kindern, momentan lernen sie fleißig das Blockflöten
- samstags gehe ich zu einer Gruppe junger Menschen, die so eine Art Bibelkreis bilden
- nach dem Abendessen lerne ich meistens mit den Kindern noch etwas Tetum
- ich helfe bei den anfallenden Arbeiten im Kinderheim mit
- sonntags geht es in die Messe und anschließend habe ich frei

Jeden Nachmittag habe ich Zeit, um etwas mit den Kindern zu machen. Da sich viele nette Spender gefunden haben, die gebrauchte oder sogar neue Blockflöten gespendet haben, lerne ich den Kindern gerade das Flöten. Das ist allerdings gar nicht so einfach… Keines der Kinder kann Noten lesen (ich übrigens auch noch nicht ganz, denn hier wird mit einem anderen Notensystem gearbeitet!) und ich kann noch nicht so gut Tetum, Indonesisch oder Portugiesisch, als dass ich eine gute Lehrerin in Timor-Leste sein könnte. Zu meiner Freude möchten auch alle Schwestern Blockflöte lernen und da ich noch ein paar Flöten übrig habe, werde ich ihnen das auch gerne beibringen.
Im Oktober wird ein Fest stattfinden, an welchem die Kinder schon vorspielen sollen. Das ist wirklich eine Herausforderung… Anfangs waren die Kinder laut, haben wild und durcheinander gepfiffen, die Löcher nicht richtig geschlossen und so weiter. Eben der ganz normale Anfang beim Erlernen der Blockflöte. Aber nun habe ich herausgefunden, wie ich ein bisschen System in die ganze Sache bringe. Das Lied, welches vorgespielt werden soll habe ich in Abschnitte gegliedert und jeden Tag lernen die Kinder einen weiteren Abschnitt dazu. Dann übt jeder für sich in einer Ecke das Neue und das Alte zusammen und schließlich probieren wir in kleineren Gruppen zusammen zu spielen. Leider habe ich nicht die Zeit, um wie in Deutschland Ton für Ton das Flöten zu lehren, aber die Kinder machen ihre Aufgabe sehr gut und das macht mich ziemlich stolz auf sie!


Hier möchte ich mich nochmals von ganzem Herzen und im Namen der Kinder und Schwestern bei den lieben Spendern der Flöten bedanken und bei der netten Musiklehrerin meiner Musikschule für die Idee mit der Anzeige!
Sie/Ihr ermöglicht den Kindern etwas, was in Osttimor sehr selten ist; nämlich das Erlernen eines Instruments. Bei einigen Kindern erkenne ich richtig Talent und hoffe, dass die den Spaß und den Eifer nicht verlieren werden.

Ich fühle mich sehr wohl hier und bin gespannt, was das Jahr noch so mit sich bringt! Ich freue mich auf Mails aus Deutschland!


Eure Laura



"Selamat datang!", unsere Begrüßung in Dili




Die Blockflöten der Kinder, aber es werden noch Bilder vom Flöten folgen!





Ausflug zur Cristo Rei 





Das Orphanato "St. Clara" und mein neues Zuhause für ein Jahr




Sonntag, 20. September 2015

Der lange Weg nach Timor-Leste...

Ich habe so viel in den letzten zwei Wochen erlebt und hatte bisher leider kein Internet oder keine Zeit, um das hier alles zu berichten. Aber dafür nun einen umso längeren Eintrag!
Ich bin jetzt endlich in Dili angekommen, hatte aber einige Schwierigkeiten und Zwischenstopps, bis ich hier war. Aber der Reihe nach:

Von Medan aus flogen wir über Surabay nach Kupang, das liegt auf dem Westteil der Insel Timor. Jeder von uns (wir waren noch fünf Freiwillige und eine Schwester) bekam noch zwei Paar Schuhe ins Gepäck für die Kinder im Projekt in Atambua. Aber damit nicht genug, denn die Schwester hat in Pematangsiantar noch einen Großeinkauf Fisch getätigt und der musste natürlich mit. Für mich total unverständlich, wie das durch den Zoll und überhaupt ins Flugzeug kommen soll, denn es waren über 40kg Fisch!! Aber es hat funktioniert und so reisten wir eben mit Gepäck und zwei Kartons Fisch, der übrigens auch ziemlich nach Fisch roch. 

Wir kamen mitten in der Nacht in Kupang an und füllten zwei Taxis mit dem Gepäck und fuhren in ein Hotel, wo wir für zwei Nächte blieben. Anfangs war ich ziemlich enttäuscht von unserem Zimmer, es war wirklich ziemlich dreckig und alt. Aber zwei Nächte ließen sich dann doch in meinem Hüttenschlafsack aushalten. Das Frühstück war sehr ungewöhnlich; morgens wurden zwei Dosen gefüllt mit Reis, Fleisch und Gemüse, dazu eine Tasse total übersüßten Tee vor die Zimmertür gestellt. 
Wir statteten der timoresischen Botschaft einen Besuch ab, um dort die Angelegenheiten für unser Visum zu regeln. Leider war der dafür zuständige Beamte aber gar nicht da, versicherte uns aber telefonisch, dass die Aus-und Einreise kein Problem sei. Also nutzen wir gut gelaunt den Tag und fuhren ein bisschen umher. Wir besichtigten ein Häuschen, in welchem traditionelle Zupfinstrumente hergestellt werden und genossen die schönen Klängen. Viele Touristen besuchen diesen Ort und man sollte meinen, sie kommen wegen der Instrumente. Aber irgendwie waren wir Europäer viel interessanter und wurden auf vielen Fotos verewigt. Anschließend fuhren wir ans Meer. Das Wasser war ziemlich dreckig und daher zogen wir es vor, nur einen Strandspaziergang zu machen. Der Sonnenuntergang war wirklich wunderschön und als es dunkel war, besuchten wir zum Anschluss des Tages noch einen traditionellen Markt. Dort wurde überall frischer Fisch gegrillt, dazu Reis oder Nudeln, Gemüse, gegrillte Fleischspieße und andere Köstlichkeiten. Der Fisch war wirklich sehr lecker und auch überhaupt nicht teuer, was aber bei traditionellem Essen Standard ist. 

Am nächsten Tag wurden wir von einem Bus abgeholt, der uns bis nach Atambua bringen sollte. Ca. acht Stunden ging es durch die heiße Landschaft. Wir konnten uns nicht einigen, zu was wir diese Insel einordnen sollten; saftig grüne Reisfelder wie in Asien, dürre Flusstäler und trockene Berge wie in Afrika, rote Erde wie in Australien. Zwischen drin immer wieder kleinere Ansammlungen von Häusern und Menschen, die mühsam das Wasser die Serpentinen auf den Berg schleppten. Das Leben sieht sehr mühsam aus. Auch die Fahrt war weniger angenehm, denn es war unerträglich heiß, die Sitze waren unbequem und die Straße war uneben, wodurch der Bus ständig durchgeschüttelt wurde. Abends erreichten wir endlich Atambua und das Projekt, in welchem Christine und Stefan für ein Jahr nun leben werden. Nach dem Abendessen fielen wir auch sofort in die bequemen Betten. 
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug ans Meer, welches eine Autostunde entfernt liegt. Das Wasser war sauber, aber leider von vielen ungefähr 30cm langen Würmern und schwarzen Seeigeln besiedelt, was uns mal wieder am Baden hinderte. 

Am Montag, den 14.9.2015, starteten wir übrigen drei Freiwillige mit unserer Schwester und noch einer weiteren die Weiterreise nach Timor-Leste. Die Grenze erreichten wir auch ziemlich bald, doch dann hieß es erst mal Stopp. Männer ohne Uniform luden den gesamten Kofferrauminhalt aus und ich bekam etwas Angst. Später hat sich herausgestellt, dass diese jedoch das Gepäck nur auf die andere Seite der Grenze fahren wollten. Unsere Schwester diskutierte lange mit den Grenzbeamten. Erst hieß es,wir müssen über Bali nach Dili einfliegen (übrigens eine Horrorvorstellung, den ganzen Weg nach Kupang zum Flughafen wieder zurückzufahren). Dann aber setzte sich die Schwester schließlich auf ein Motorrad mit den Worten: "Just a moment, about  three hours.". Ja ich hatte richtig gehört, drei Stunden. Die andere Schwester war zwischenzeitlich schon mit den 40 kg Fisch und einigen anderen Dingen über die Grenze gegangen und somit waren wir mit unseren Backpacks allein. 
Ich fand heraus, dass die Ausreise aus Indonesien mit unserem Touristenvisum mit dem Flugzeug oder dem Schiff kein Problem wäre. Jedoch da wir über Land ausreisen wollten und diese Grenze nicht so modern ist, geht das nur mit einem Stempel vom Amt, der die Ausreise ermöglicht. In der timoresischen Botschaft in Kupang wurde uns aber eigentlich etwas anderes erzählt... Unsere Schwester war also auf dem Weg, diesen Stempel für uns Freiwillige zu besorgen. Diese drei Stunden zogen sich und wir konnten nur den Schweine, Ziegen, Hühner und Kühe auf der Straße zuschauen. Dann stand ein Beamter vor uns, der uns auch noch mitteilte, dass die Grenze um 16.00 Uhr schloss. Er lud uns ein, in einer der Grenzbaracken zu übernachten! Wir lehnten jedoch ab und warteten auf die Schwester, die aber nicht wieder kam. Stattdessen kamen Christine und Stefan mit einer Schwester aus Atambua, um uns abzuholen. So verbrachten wir eine weitere Nacht in Atambua. 

Am nächsten Tag versuchten wir unser Glück erneut. Erstaunlicherweise gelang die Ausreise mit dem passenden Stempel ohne Probleme! Die Grenzbeamten wollten sogar Fotos machen, was wir ihnen auch gestatteten. Auch die Einreise nach Timor-Leste ging problemlos und entgegen unseren Erwartungen haben wir für 90 Tage sogar ein kostenloses Visum bekommen. Eine Schwester aus Dili holte uns ab und so fuhren wir weitere drei Stunden über die Insel. Auffällig war, dass auf dem Land die Bevölkerung in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt. Erst als wir ins Stadtgebiet von Dili kamen, änderte sich dieses. Und endlich kamen wir in Dili an! Endlich habe ich mein Zimmer sehen dürfen, endlich die Kinder kennenlernen dürfen. Und endlich durfte ich auspacken, und nicht nur für ein paar Nächte! Das war ein sehr erleichterndes Gefühl vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich seit genau vier Wochen unterwegs bin und jetzt endlich angekommen bin.

Nach dem Abendessen wurden wir traditionell in Timor-Leste und in Dili begrüßt. Die Kinder tanzten traditionelle Tänze und uns wurde uns jeweils ein traditioneller Tais überreicht. 

Soviel zu meiner Weiterreise nach Dili und in meinem nächsten Eintrag werde ich etwas über das Projekt erzählen.

Viele herzliche Grüße aus Dili,
Eure Laura


Hier noch ein paar Bilder der letzten Tage:


In Kupang:

Das traditionelle Kupang-Instrument




Nachtmarkt und unser Abendessen




Mein Gepäck



In Atambua:

Meine Mitfreiwilligen in Timor-Leste



Am Strand in Atambua




An der Grenze mit Schweinen











Montag, 7. September 2015

Die Zeit auf Sumatra ist nun zu Ende...

Drei Wochen war ich nun auf Sumatra und habe sehr viel erlebt. 
Morgen fliege ich nun endlich weiter von Medan über Surabaya nach Kupang, wo ich drei Tage bleiben werde, um die Sachen mit meinem Visum zu klären. Dann wird es für zwei Nächte nach Atambua gehen und anschließend ENDLICH nach Dili :)


Ich habe nun durch die Woche im indonesischen Kindergarten schon einen interessanten Einblick bekommen und freue mich, in Dili dann auch im Kindergarten arbeiten zu dürfen. Die Kinder gehen sechs Tage in der Woche in den Kindergarten oder die Schule und nur der Sonntag ist frei. Am Donnerstag durfte ich mit den Kindern ein deutsches Lied singen. Ich habe extra ein Lied mit ganz wenig und ganz einfachem Text ausgewählt und war dann doch überrascht, wie schnell die Kinder die fremden Worte sich gemerkt haben. Umlaute gibt es im Indonesischen nicht und die Indonesier können ein "Ö" oder ein "Ü" auch nicht aussprechen, was sich dann ein bisschen lustig anhört bei Worten wie "hört" oder "Glück".
Am Samstag gingen wir dann mit den Kindern schwimmen. Es ging in einen Wasserpark in der Nähe mit einem ziemlich flachen Schwimmbecken und ein paar Rutschen. Ich hatte mit den Kinder viel Spaß. Viele können noch nicht schwimmen und so sind zur Sicherheit auch ein paar Eltern mitgekommen. 

Am Sonntag fragten uns ein paar jüngere Schwestern, ob Lisa und ich mit ihnen schwimmen gehen möchten. Da sagten wir natürlich nicht nein, denn am Sonntag hatten wir nichts vor. So ging es also mit einem kleinen Bus los auf eine abenteuerliche Fahrt, denn die fahrende Schwester ist eher eine Anfängerin, so vermute ich zumindest. Auf den Straßen gibt es viele Schlaglöcher und Hindernisse, aber die Schwester fuhr sehr unsanft im schnellen Tempo darüber hinweg und auch das Schalten war nicht so fließend, sodass es ständig ruckelte. Am Berg wurde dann noch einmal heftig abgewürgt, und dann waren wir endlich am Ziel.
Das Schwimmbecken befindet sich mitten im Tropenwald. Wir haben es auch als Gruppe schon am Anfang gemeinsam besichtigt, als wir das Kloster der Kapuzinermönche besuchten. Ab ging es mit den Klamotten ins Wasser. Die Schwestern zogen den Schleier ab und trugen T-Shirt und Hose, sodass sie gar nicht mehr als Schwestern zu erkennen waren. Es wurde sehr lustig und es entstanden viele Bilder, die ich unten auch hochgeladen habe. Mit den jungen Schwestern kann man wirklich viel Spaß haben und eigentlich finde ich es ein wenig schade, dass ich sie jetzt erst mal verlassen muss. Aber in Dili werden bestimmt auch viele Schwestern sein, mit denen ich mich gut verstehen werde.

Gestern trafen hier im Mutterhaus auch die restlichen Mitfreiwilligen wieder ein, die vorübergehend in anderen Projekten waren, bis es eben weiter nach Timor geht. Es ist schön wieder beisammen zu sein und wir sind alle ziemlich aufgeregt. 
Es wird nun endlich Zeit "anzukommen". Vier Wochen habe ich dann gebraucht, um endlich in meinem Projekt anzukommen. Aber ich denke, es wird sich lohnen.

Ich melde mich wieder, wenn ich auf Timor angekommen bin!

Eure Laura



Schwimmen mit den Schwestern






Schwimmen mit den Kindergartenkindern




Dienstag, 1. September 2015

Arbeit im Kindergarten "Assisi"


Heute ein paar Zeilen zu meiner Arbeit hier im Kindergarten. Zwei Tage habe ich nun schon dort verbracht und es gibt definitiv zwei Seiten von Eindrücke:

Die Eindrücke der Kinder:

- Eine blonde Miss
- Eine Miss mit weißer Haut
- Eine Miss mit einer langen Nase
- Eine Miss, die kaum Indonesisch kann

Meine Eindrücke:

- Sehr viele Kinder, ich schätze so ca. 50 im Kindergarten und ca. 100 in der Schule, die      alle (!) morgens zur Begrüßung meine Hand an ihre Stirn, Backe oder ihren Mund  legen
- Sehr viele Kinder, die dasselbe auch zum Abschied tun
- Sehr hohe Lautstärke
- Ich bin DIE Attraktion: Ich habe auf dem Pausenhof sehr viele Kinder um mich, die mich    alle anstarren, mich auslachen oder anfassen und vor allem Schreien. Wenn das Geschrei  geordnet ist, dann kann man bestimmt einen Kilometer weiter noch das ständige "Miss  Laura" hören. Die Kinder spähen auch durch die Tür oder die Fenster, um mich zu  sehen... 


Der Kindergarten entspricht in Indonesien ungefähr der Vorschule in Deutschland. Ich schätze, dass die Kinder so vier bis fünf Jahre alt sind. Der Morgen beginnt um ca. 8.00 Uhr mit einem einheitlichen Tanz und Musik der Schüler auf dem Platz vor den Klassenräumen. Wenn diese fertig sind, machen die Kindergartenkinder dasselbe. 
Dann beginnt der Unterricht, bisher immer Englisch. Es werden die Familienmitglieder und das Alphabet oder die englischen Zahlen gelernt. Auch "Lernfilme" gibt es, die mit Liedern und Animationen das Englischlernen erleichtern sollen. Die Filmlautstärke ist sehr hoch und die Kinder sind keinesfalls still und schauen zu. Sie schreien lauthals den Liedtext mit. Anschließend werden Arbeitsblätter verteilt mit Aufgaben zu dem gerade gelernten Thema.
um ca. 9.45 Uhr gibt es das Minum, die Pause, in der die Kinder ihre Nudeln, Kekse oder den Reis von zu Hause essen. Danach wird draußen auf dem Pausenhof gespielt und kurz vor 11.00 Uhr wird kurz etwas gesungen, meiner Meinung nach eher geschrien, und anschließend werden die Kinder wieder von den Eltern oder dem Schulbus abgeholt.
Die Lehrer bleiben aber bis um 13.00 Uhr in der Schule und in dieser Zeit lerne ich immer Indonesisch.

So viel zu meiner momentanen Arbeit und hier noch ein paar Bilder von "Miss Laura" und ihren Schützlingen:




Meine Klasse und die Schuluniform, die aber täglich wechselt




Auf dem Pausenhof



Die Schulkinder



Und noch der gemeinsame Beginn