Samstag, 23. April 2016

Mal wieder ein kleiner "Überblick"

Gerade sitze ich hier im Aufenthaltsbereich unseres Hauses mit meinem Laptop und wende immer wieder meinen Blick auf die vor mir sitzenden Kinder. Es ist still und alle schreiben konzentriert, doch eigentlich sind doch Ferien! Da aber auch in den Ferien effektiv gelernt werden sollte, wurde ein „Orphanato-Examen“ angekündigt. Nun haben die Kinder die letzten Tage fleißig Mathe gelernt, eine Schwester hat sich Aufgaben für das Examen ausgedacht und ich mache nun sozusagen die Prüfungsaufsicht, schreibe die Namen der Kinder auf, die sich unterhalten und werde morgen alles korrigieren. Gerade haben die Kinder zwei Stunden Zeit, einen Zeitungsartikel abzuschreiben. Erst fragte ich mich auch, was das soll. Doch laut den Lehrern in der Schule können die Kinder nicht gut schreiben. Also werde ich morgen auf Ordentlichkeit, Lesbarkeit und Rechtschreibung die Hefte korrigieren. Später nach dem Mittagessen kommt dann noch Mathe dran, aber soweit ich informiert bin, beschränkt sich das auf das Einmaleins. 
Noch kleines Update nach mittlerweile 50 Minuten:
- drei Kinder haben gesprochen, davon zwei sogar mehrmals
- die ersten sind leicht erschöpft und schütteln die Hände
Das Examen meiner zwei Erstklässlerinnen besteht allerdings aus dem Schreiben ihres Namens und das Abschreiben der Zahlen eins bis zwanzig. Die beiden sind schon fertig und helfen nun in der Küche.
Ansonsten helfe ich während der Ferien momentan morgens im Garten. Denn das Gras ist in der Regenzeit unglaublich schnell gewachsen und da wir von Hand das ganze Gras raus rupfen, dauert das schon ziemlich lange. Ich glaube aber, die Regenzeit ist nun vorbei!




Komische Besucher gibt es gerade auch viele...




Im Kindergarten hatten wir letzte Woche schon Ferien, also insgesamt zwei Wochen. Die Lehrerinnen mussten letzte Woche aber trotzdem kommen und die Zeugnisse der Kinder schreiben. Es gibt vorgedruckte Hefte, in welche die Daten der Kinder eingetragen werden und dann für jedes Trimester eines Schuljahres die Leistungen des jeweiligen Kindes. „Kaderneta“ heißt ein solches Heft. Manches ist zum Ankreuzen; wie gut ein Kind etwas schon kann aber es gibt auch auszuformulierende Kommentare. Meine Aufgabe war; das komplette Zeugnisheft in ein dickes Buch abzuschreiben. Meiner Meinung nach eine sinnlose Aufgabe, da in diese Bücher nie reingeschaut wird, es viel Zeit kostet und das Ganze ist mehr als anstrengend. Immer dasselbe abzuschreiben und dadurch an einem Morgen maximal 2 Hefte zu schaffen, ist wirklich anstrengend und macht schlechte Laune… Die armen Lehrerinnen, die zu Hause die ganzen restlichen Hefte noch abschreiben müssen!
Ansonsten macht mir der Kindergarten aber richtig Spaß. Immer mehr unterrichte ich selbst, auch die morgendliche Geschichte lese ich mittlerweile vor. Das ist eine kurze Bildergeschichte mit kurzen Texten, jedoch um die Kinder wach zu halten werden immer wieder Fragen gestellt: „Wie heißt Marias Freundin?“ und „Welche Farbe hat der Schmetterling?“. Hatte ich mich bisher immer nicht so recht getraut, aber läuft jetzt echt gut.
Vor 3 Wochen war auch ein Fotograf im Kindergarten, denn für die Zeugnisse und andere Dokumente benötigen wir immer Passbilder mit rotem Hintergrund von den Kindern in Schuluniform. Auch Klassenfotos wurden geschossen.



Das Bild lässt sich hier leider nicht drehen,
aber das ist meine Klasse (Orchid A1) mit 51 Kindern,
auf dem Bild sind aber sieben krank...




Letzten Freitag war wieder Kulturnacht im Seminary. Geplant war diese schon eine Woche vorher, wurde aber einen Tag zuvor abgesagt. Sowas würde in Deutschland nicht funktionieren; eine relativ öffentliche Veranstaltung wegen anderer (auch schon länger stehenden) Termine abzusagen. Mit meiner Gruppe FFCJM studierten wir traditionelle Tänze ein und probten viel bis uns dann ein Tag vor der tatsächlich stattfindenden Kulturnacht abgesagt wurde. Und warum? Weil die Schwestern unsere Gruppe von 26 Leuten nicht angemeldet hatten und für eine so große Tanzgruppe kein Platz gewesen wäre… Das war sehr ärgerlich für alle. Und so tanzten und sangen nur die Kinder. Ich durfte aber trotzdem ein traditionelles Kostüm tragen, wie ihr auf den Bildern sehen könnt. Ausgeliehen hatte ich die einzelnen Teile von den Schwestern.
Die Frathers führten wie auch schon beim letzten Mal verschiedene Sketsche, Tänze und Lieder vor und nach den Präsentationen wurde ausgelassen getanzt.



Beim Üben



Meine Mädels im Orphanato



Traditionelle Kleidung Mann und Frau



Letzten Sonntag machte ein gut befreundeter Priester mal wieder einen Ausflug mit allen Kindern an den Strand. Insgesamt quetschten wir 18 Leute in das Auto mit eigentlich nur fünf Sitzplätzen! Unvorstellbar bei den ganzen deutschen Vorschriften! Vor allem sind die beiden Kleinsten bei der Rückfahrt auf meinem Schoß eingeschlafen und ich hatte Angst, dass sie sich was brechen, wenn wir durch ein Schlagloch fahren und die Köpfe herumfliegen. So hatte ich in jedem Arm ein Mädchen und versuchte jeweils mit einer Hand den Kopf zu stützen… Wir kamen heil an! Und der Ausflug zum Ulmera Beach in Liquica war sehr schön und entspannt.


Meine beiden "Kleinen"; halten mich immer auf Trab


Ziiiiiegen!







Was ich auf meinem Blog bisher glaube ich noch gar nicht erwähnt habe: ich unterrichte jetzt jeden Abend Deutsch seit ein paar Wochen. Ein guter Freund darf als Freiwilliger für ein Jahr nach Deutschland kommen, muss aber schon etwas Deutsch können. Es ist unglaublich schwer Deutsch zu lernen aber noch schwerer es gut zu unterrichten! Vor allem wird mir immer wieder bewusst, was für Gestaltungsmöglichkeiten mit unserer Sprache haben. Tetum ist da so einfach und oft bildlich. Ich habe letztens zusammen mit einer Schwester einen Aufsatz zum ethischen Thema „Moris nebe diak – Was das Leben gut macht“ geschrieben.  Auf Deutsch könnte man das so gut ausformulieren und schnell hätte man eine Seite zusammen. Das ist alles sehr beschränkt im Tetum und es war mühsam eine Seite zusammen zu bekommen. Alle möglichen Aspekte hatten wir genannt, im Deutschen hätte ich da locker sieben oder acht Seiten geschrieben. Mitte Juli wird dieser Freund aufbrechen und bestimmt werde ich ihn oder er mich in Deutschland einmal besuchen.

Soweit hier nun der aktuelle Stand der Dinge! Gar nicht mehr lange dauert es, bis ich Mitte Juli nach Indonesien reisen werde um Urlaub zu machen und anschließend im August in die Heimat zurückkomme…

Herzliche Grüße aus dem „Prüfungsraum“

Eure Laura

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