Gerade sitze ich hier im Aufenthaltsbereich unseres Hauses
mit meinem Laptop und wende immer wieder meinen Blick auf die vor mir sitzenden
Kinder. Es ist still und alle schreiben konzentriert, doch eigentlich sind doch
Ferien! Da aber auch in den Ferien effektiv gelernt werden sollte, wurde ein
„Orphanato-Examen“ angekündigt. Nun haben die Kinder die letzten Tage fleißig
Mathe gelernt, eine Schwester hat sich Aufgaben für das Examen ausgedacht und
ich mache nun sozusagen die Prüfungsaufsicht, schreibe die Namen der Kinder
auf, die sich unterhalten und werde morgen alles korrigieren. Gerade haben die
Kinder zwei Stunden Zeit, einen Zeitungsartikel abzuschreiben. Erst fragte ich
mich auch, was das soll. Doch laut den Lehrern in der Schule können die Kinder
nicht gut schreiben. Also werde ich morgen auf Ordentlichkeit, Lesbarkeit und
Rechtschreibung die Hefte korrigieren. Später nach dem Mittagessen kommt dann
noch Mathe dran, aber soweit ich informiert bin, beschränkt sich das auf das
Einmaleins.
Noch kleines Update nach mittlerweile 50 Minuten:
- drei Kinder haben gesprochen, davon zwei sogar mehrmals
- die ersten sind leicht erschöpft und schütteln die Hände
- drei Kinder haben gesprochen, davon zwei sogar mehrmals
- die ersten sind leicht erschöpft und schütteln die Hände
Das Examen meiner zwei Erstklässlerinnen besteht allerdings
aus dem Schreiben ihres Namens und das Abschreiben der Zahlen eins bis zwanzig.
Die beiden sind schon fertig und helfen nun in der Küche.
Ansonsten helfe ich während der Ferien momentan morgens im
Garten. Denn das Gras ist in der Regenzeit unglaublich schnell gewachsen und da
wir von Hand das ganze Gras raus rupfen, dauert das schon ziemlich lange. Ich
glaube aber, die Regenzeit ist nun vorbei!
Komische Besucher gibt es gerade auch viele...
Im Kindergarten hatten wir letzte Woche schon Ferien, also
insgesamt zwei Wochen. Die Lehrerinnen mussten letzte Woche aber trotzdem
kommen und die Zeugnisse der Kinder schreiben. Es gibt vorgedruckte Hefte, in
welche die Daten der Kinder eingetragen werden und dann für jedes Trimester
eines Schuljahres die Leistungen des jeweiligen Kindes. „Kaderneta“ heißt ein
solches Heft. Manches ist zum Ankreuzen; wie gut ein Kind etwas schon kann aber
es gibt auch auszuformulierende Kommentare. Meine Aufgabe war; das komplette
Zeugnisheft in ein dickes Buch abzuschreiben. Meiner Meinung nach eine sinnlose
Aufgabe, da in diese Bücher nie reingeschaut wird, es viel Zeit kostet und das
Ganze ist mehr als anstrengend. Immer dasselbe abzuschreiben und dadurch an
einem Morgen maximal 2 Hefte zu schaffen, ist wirklich anstrengend und macht
schlechte Laune… Die armen Lehrerinnen, die zu Hause die ganzen restlichen
Hefte noch abschreiben müssen!
Ansonsten macht mir der Kindergarten aber richtig Spaß.
Immer mehr unterrichte ich selbst, auch die morgendliche Geschichte lese ich
mittlerweile vor. Das ist eine kurze Bildergeschichte mit kurzen Texten, jedoch
um die Kinder wach zu halten werden immer wieder Fragen gestellt: „Wie heißt
Marias Freundin?“ und „Welche Farbe hat der Schmetterling?“. Hatte ich mich
bisher immer nicht so recht getraut, aber läuft jetzt echt gut.
Vor 3 Wochen war auch ein Fotograf im Kindergarten, denn für die Zeugnisse und andere Dokumente benötigen wir immer Passbilder mit rotem Hintergrund von den Kindern in Schuluniform. Auch Klassenfotos wurden geschossen.
Vor 3 Wochen war auch ein Fotograf im Kindergarten, denn für die Zeugnisse und andere Dokumente benötigen wir immer Passbilder mit rotem Hintergrund von den Kindern in Schuluniform. Auch Klassenfotos wurden geschossen.
Das Bild lässt sich hier leider nicht drehen,
aber das ist meine Klasse (Orchid A1) mit 51 Kindern,
auf dem Bild sind aber sieben krank...
aber das ist meine Klasse (Orchid A1) mit 51 Kindern,
auf dem Bild sind aber sieben krank...
Letzten Freitag war wieder Kulturnacht im Seminary. Geplant
war diese schon eine Woche vorher, wurde aber einen Tag zuvor abgesagt. Sowas
würde in Deutschland nicht funktionieren; eine relativ öffentliche
Veranstaltung wegen anderer (auch schon länger stehenden) Termine abzusagen.
Mit meiner Gruppe FFCJM studierten wir traditionelle Tänze ein und probten viel
bis uns dann ein Tag vor der tatsächlich stattfindenden Kulturnacht abgesagt
wurde. Und warum? Weil die Schwestern unsere Gruppe von 26 Leuten nicht
angemeldet hatten und für eine so große Tanzgruppe kein Platz gewesen wäre… Das
war sehr ärgerlich für alle. Und so tanzten und sangen nur die Kinder. Ich
durfte aber trotzdem ein traditionelles Kostüm tragen, wie ihr auf den Bildern
sehen könnt. Ausgeliehen hatte ich die einzelnen Teile von den Schwestern.
Die Frathers führten wie auch schon beim letzten Mal verschiedene Sketsche, Tänze und Lieder vor und nach den Präsentationen wurde ausgelassen getanzt.
Die Frathers führten wie auch schon beim letzten Mal verschiedene Sketsche, Tänze und Lieder vor und nach den Präsentationen wurde ausgelassen getanzt.
Beim Üben
Meine Mädels im Orphanato
Traditionelle Kleidung Mann und Frau
Letzten Sonntag machte ein gut befreundeter Priester mal
wieder einen Ausflug mit allen Kindern an den Strand. Insgesamt quetschten wir
18 Leute in das Auto mit eigentlich nur fünf Sitzplätzen! Unvorstellbar bei den
ganzen deutschen Vorschriften! Vor allem sind die beiden Kleinsten bei der
Rückfahrt auf meinem Schoß eingeschlafen und ich hatte Angst, dass sie sich was
brechen, wenn wir durch ein Schlagloch fahren und die Köpfe herumfliegen. So
hatte ich in jedem Arm ein Mädchen und versuchte jeweils mit einer Hand den
Kopf zu stützen… Wir kamen heil an! Und der Ausflug zum Ulmera Beach in Liquica
war sehr schön und entspannt.
Meine beiden "Kleinen"; halten mich immer auf Trab
Ziiiiiegen!
Was ich auf meinem Blog bisher glaube ich noch gar nicht
erwähnt habe: ich unterrichte jetzt jeden Abend Deutsch seit ein paar Wochen.
Ein guter Freund darf als Freiwilliger für ein Jahr nach Deutschland kommen,
muss aber schon etwas Deutsch können. Es ist unglaublich schwer Deutsch zu
lernen aber noch schwerer es gut zu unterrichten! Vor allem wird mir immer
wieder bewusst, was für Gestaltungsmöglichkeiten mit unserer Sprache haben.
Tetum ist da so einfach und oft bildlich. Ich habe letztens zusammen mit einer
Schwester einen Aufsatz zum ethischen Thema „Moris nebe diak – Was das Leben
gut macht“ geschrieben. Auf Deutsch
könnte man das so gut ausformulieren und schnell hätte man eine Seite zusammen.
Das ist alles sehr beschränkt im Tetum und es war mühsam eine Seite zusammen zu
bekommen. Alle möglichen Aspekte hatten wir genannt, im Deutschen hätte ich da
locker sieben oder acht Seiten geschrieben. Mitte Juli wird dieser Freund
aufbrechen und bestimmt werde ich ihn oder er mich in Deutschland einmal
besuchen.
Soweit hier nun der aktuelle Stand der Dinge! Gar nicht mehr
lange dauert es, bis ich Mitte Juli nach Indonesien reisen werde um Urlaub zu
machen und anschließend im August in die Heimat zurückkomme…
Herzliche Grüße aus dem „Prüfungsraum“
Eure Laura